Seit 2016 verzeichnete SOS MEDITERRANEE etwa fünfzig unterschiedliche Nationalitäten unter den geretteten Personen, 31 davon allein im Jahr 2024.
Krieg: Ursache vieler Fluchterfahrungen
Heimatland
Rettungsdatum
Alter


Die Ocean Viking patrouilliert vorwiegend vor der lybischen Küste, um Menschen in Seenot zu retten. Viele der Geretteten wagen die Überfahrt von Libyen aus, allerdings werden auch immer wieder Boote entdeckt und in Sicherheit gebracht, die von den Küsten Tunesiens oder sogarder Türkei abgelegt haben. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Überlebenden auch aus diesen Ländern stammen. Seit 2016 hat SOS MEDITERRANEE Menschen aus rund 50 Ländern gerettet und im Jahr 2024 haben wir 31 Nationalitäten gezählt. Viele dieser Menschen flohen vor Krieg und Gewalt in ihren Herkunftsländern.
„Viele Menschen in meiner Heimat haben ein Familienmitglied verloren, ihre Mutter oder ihren Bruder. Ich habe meinen Freund verloren. Israel hat ganz Libanon bombardiert. Auch mein Dorf wurde getroffen. In Joun starben insgesamt 27 Menschen in nur 2 Häusern.“
Mohamed, 20 Jahre, aus dem Libanon, gerettet im Januar 2025
31 Herkunftsländer im Jahr 2024
Von den 1.948 Menschen, die 2024 von der Ocean Viking gerettet wurden, kamen die meisten Menschen aus Syrien (518 Personen, fast ein Drittel aller Geretteten), Bangladesch (343), Eritrea (197), Pakistan (175) und Äthiopien (138). Von Jahr zu Jahr verändern sich diese Zahlen, abhängig von der Entwicklung von Krisen, Konflikten oder humanitären Notlagen.

Die fünf am häufigsten vertretenen Länder 2024 waren allesamt von Kriegen, Unterdrückung oder struktureller Gewalt betroffen. Unabhängig von ihrer Herkunft erzählten viele Menschen an Bord der Ocean Viking, dass sie aufgrund von Krieg, Gewalt und Hunger ihr Land verlassen mussten und oft monatelang oder jahrelang unterwegs waren, bevor sie über Libyen oder Tunesien schliesslich die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer wagten.
So stammen zum Beispiel viele der geretteten Menschen aus Syrien, wo der jahrzehntelange Krieg Millionen Menschen zur Flucht gezwungen hat. Obwohl das Regime im Dezember 2024 gestürzt wurde, befinden sich viele Syrer:innen weiterhin auf der Flucht und erreichen Europa nach wie vorüber das Meer.
„Mein Mann wurde vor einem Jahr bei einem Bombenangriff getötet. Ich habe ein Foto von ihm, blutüberströmt. Hier, schau. Mein Haus wurde zerstört und mein jüngster Sohn verletzt.“
Maha, 48 Jahre, Syrerin, gerettet 2021
Auch Bangladesch, das rund eine Million Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar (1) aufgenommen hat, leidet unter extremer Armut, politischer Gewalt gegen Oppositionelle (2) und immer häufiger auftretenden Naturkatastrophen (3).
„Meine Familie betreibt Landwirtschaft, aber der Klimawandel trifft Bangladesch hart – schwere Überschwemmungen haben fast all unser Land zerstört.“
Fahim, 35 Jahre, aus Bangladesch, gerettet 2022
Neben Libanesen, Palästinensern, Eritreern und Nigerianern, rettete die Ocean Viking im Juli 2025 auch ein Boot mit Menschen, die vorwiegend aus dem Sudan kamen – einem Land, in dem seit 2023 über 12 Millionen Menschen vertrieben wurden. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass die Menschen an Bord der Ocean Viking nicht zwangsläufig ein Spiegelbild all jener sind, die die Überfahrt wagen.
Einzelne Menschen, vielfältige Geschichten
Ob Frauen, Männer oder Kinder, jede gerettete Person auf der Ocean Viking bringt ihre eigene, individuelle Geschichte mit. Wir hören von Flucht vor Krieg, vor politischer Gewalt, vor Hunger; oder aber von Flucht vor den Folgen des Klimawandels oder auch vor häuslicher Gewalt – wobei letzteres insbesondere Frauen und Mädchen betrifft. Viele fliehen auch in der Hoffnung auf ein sicheres, besseres Leben.
Nach eigenen Angaben erreichen sie Libyen entweder freiwillig oder aber gewaltsam gezwungen von Menschenhändlern, kriminellen Banden oder bewaffneten Gruppen. In Libyen selbst erleben viele Folter, Ausbeutung und Missbrauch und sehen schliesslich in der Überfahrt über das Meer den einzigen Ausweg.
„Ich wurde in ein Gefängnis in Tripoli gebracht – Ain Zara. Dort war ich wochenlang eingesperrt. Meine Familie musste 1.200 Dollar für meine Freilassung zahlen. Ich wurde geschlagen und gefoltert.“
John, 17 Jahre, aus Eritrea, gerettet im Januar 2025
Von den 1.948 Geretteten im Jahr 2024 waren 8 % Frauen (152), deutlich weniger als der Durchschnitt von 14 % seit 2016. Viele von ihnen reisten mit kleinen Kindern. Laut einem UN-Bericht von 2024 sind 90 % aller Frauen, die die zentrale Mittelmeerroute nehmen, während ihrer Flucht sexualisierter Gewalt ausgesetzt (4). Die Folgen sind Traumata, sexuell übertragbare Krankheiten und ungewollte Schwangerschaften.
Rund ein Fünftel der Menschen, die wir 2024 gerettet haben, war jünger als 18 Jahre. Viele reisten allein, ohne Eltern oder erwachsene Betreuungsperson. Diese Kinder und Jugendlichen gehören zu den verletzlichsten unter den Geretteten. An Bord erhalten sie medizinische Versorgung, psychologische Betreuung sowie besonderen Schutz durch das Kinderschutzteam, bestehend aus Fachleuten der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) und SOS MEDITERRANEE. Nach der Ausschiffung werden sie an geeignete Betreuungseinrichtungen für junge Menschen weitervermittelt.
1 Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) in Bangladesch
2 Commissioner der Vereinten Nationen für Menschenrechte in Bangladesh
3 Nachrichten der UN https://news.un.org/fr/story/2024/11/1150496
*Diese Zahlen ändern sich von Jahr zu Jahr, abhängig von der Entwicklung von Krisen, Konflikten oder humanitären Notlagen weltweit.
News
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Einsatzbericht 15/2024 der Ocean Viking - 7 Menschen gerettet
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Drissa: Manche Menschen betrachten Schwarze Haut immer noch als etwas Unmenschliches.

Une étude en sciences sociales menée auprès des personnes rescapées sur l’Ocean Viking
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